
Von außen stark, von innen echt – so können Kinder am besten wachsen.
Eltern wollen ihre Kinder vor allem bewahren – vor Schmerz, vor Kummer, vor Enttäuschung. Doch so verständlich dieser Wunsch ist, so wenig realistisch ist er. Denn: Niemand kann sein Kind vor allem schützen. Was Sie als Eltern aber tun können, ist etwas viel Wertvolleres – Sie können Kindern innere Stärke mitgeben. Und das beginnt oft dort, wo man es nicht erwartet: beim eigenen „Schwachsein“.
Starke Eltern dürfen Gefühle zeigen
Viele Eltern, insbesondere aus früheren Generationen, haben gelernt: Gefühle zeigt man nicht. Schon gar nicht vor Kindern. Denn das galt als Schwäche. Doch was passiert, wenn Kinder nie sehen, wie Erwachsene mit schwierigen Gefühlen umgehen? Sie glauben, Erwachsene seien perfekt, unangreifbar, überlegen – und sie selbst sind „nur Kinder“, klein, unwissend und machtlos.
Diese Sichtweise schafft Abstand statt Verbindung.
Dabei liegt gerade in der Verletzlichkeit eine große pädagogische Chance. Wenn Kinder sehen, dass auch Eltern einmal traurig, ratlos oder überfordert sind – und trotzdem liebevoll und handlungsfähig bleiben –, lernen sie: So geht Menschsein. Und sie begreifen, dass es nicht schwach ist, Gefühle zu zeigen, sondern stark, sie zuzulassen und zu regulieren.
Kinder brauchen keine Superhelden – sondern Menschen
Wer kennt nicht die Sprüche: „Untendrunter sind wir alle nackt“, „Alle kochen nur mit Wasser“. Diese Relativierungen sollen helfen, mit Autoritäten umzugehen. Aber warum nicht von Anfang an vermitteln: Auch Lehrer, Ärztinnen oder die Nachbarn haben mal schlechte Tage, Sorgen, Krisen. Wenn Kinder lernen, dass hinter jeder Rolle ein Mensch mit einem Leben steht, können sie freier und respektvoller agieren – statt ängstlich oder rebellisch. Angst hemmt Entwicklung, Verständnis dagegen öffnet den Weg zu echtem Respekt.
Vorbild statt Watte
Kinder brauchen Halt – aber keine Watte. Wer sein Kind vor allem beschützt, nimmt ihm die Chance, eigene Strategien zu entwickeln. Viel wichtiger ist es, gemeinsam durch Krisen zu gehen, mit echten Geschichten, mit Offenheit, mit Orientierung. So entstehen Erinnerungen, die Wurzeln schlagen: an eine Familie, die zusammenhält, wo jeder gesehen wird und jeder seinen Platz hat – mit allen Stärken und Schwächen.
Zurück zur Gemeinschaft
Wenn Kinder sich nur noch an Gleichaltrigen orientieren, verlieren sie etwas Wichtiges: den Kontakt zu den Erwachsenen, zu deren Erfahrungen, zu ihren Werten. Es ist kein Wunder, dass in vielen Familien der respektvolle Umgang mit Älteren ins Wanken gerät. Doch statt mit Strenge oder Schuld zu reagieren, braucht es eines: Nähe.
Familie als Ort, wo Lernen und Leben ineinandergreifen, wo Erwachsene Vorbild sind – nicht durch Perfektion, sondern durch Echtheit. So wachsen Kinder heran, die sich nicht anpassen müssen, sondern lernen, sich selbst zu vertrauen.
! Tipp für den Alltag !
Erziehung braucht keine Superkräfte. Nur Mut zur Menschlichkeit.
Erzählen Sie Ihrem Kind ab und zu von einem eigenen „schwierigen“ Tag – und wie Sie damit umgegangen sind. Damit geben Sie ihm das beste Handwerkszeug mit: emotionale Kompetenz.
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